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8 Fragen zur QV8

QV8 steht für die neue «Querverbindung 8» im Tunnel Schoren. Sie verbindet die beiden bestehenden Röhren und steht im Notfall als Fluchtweg zur Verfügung – doch was verbirgt sich noch hinter dem Kürzel? Der BIM-Koordinator Beat Bircher beantwortet 8 Fragen zur QV8.

1. Wieso wurde der Bau der QV8 notwendig?

Der Bau der QV8 im Tunnel Schoren fand im Rahmen der Sanierung der Stadtautobahn statt. Bestandteil der Unterhaltsarbeiten sind auch Tunnelbauten, die sicherheitstechnisch überprüft und aufgerüstet werden – so auch der Tunnel Schoren. Für diesen war im Rahmen eines Vorprojekts ursprünglich ein parallel zu den beiden Tunnelröhren verlaufender Sicherheitsstollen angedacht. Eine Risikoanalyse und Aufwandschätzung haben schliesslich ergeben, dass es sinnvoller ist, neue Querverbindungen zu projektieren. Eine davon ist die QV8.

Im Tunnel Schoren wurde eine Querverbindung mittels Zugangsschacht gebaut.

2. Welche Besonderheiten birgt die Querverbindung?

Die Querverbindung verbindet die beiden Tunnelröhren, die einen Höhenunterschied von rund elf Metern aufweisen. Die Differenz zwischen der West- und Oströhre des Tunnels wird mithilfe eines Treppenturms überwunden. Damit die Bauarbeiten den Verkehr im Tunnel nicht einschränkten, wurde für die Bauzeit ein separater Zugangsschacht erstellt.  Eine weitere Besonderheit ist, dass es sich für das Bundesamt für Strassen ASTRA um ein BIM-Pilotprojekt handelt. Dieses wurde in enger Zusammenarbeit mit uns erfolgreich umgesetzt. Building Information Modeling (BIM) ermöglicht es, ein Bauprojekt als dreidimensionale Modelldatenbank aufzubereiten. Unser Modell war so detailliert ausgearbeitet und mit Informationen angereichert, dass wir es als Grundlage für die Projektierung, Ausschreibung und Bauarbeiten einsetzen konnten.

3. Was setzt ein solches Projekt voraus?

Es gibt grundsätzlich sehr viele Schnittstellen, was in Kombination mit einer völlig neuen Arbeitsweise wie BIM zu Schwierigkeiten führen kann. Hier gilt es, eine gemeinsame Sprache zwischen Unternehmer und Planer zu finden und ein gemeinsames Verständnis für die Prozesse rund um BIM zu schaffen. Als relativ unabhängiges, überschaubares Projekt war die QV8 ein ideales Pilotprojekt.

In der Planungs- und Realisierungsphase wird fortlaufend evaluiert.

4. Wie sah der Bauablauf des Projekts aus?

Gearbeitet wurde nicht klassisch aus dem Tunnel heraus, sondern von aussen her mithilfe des Zugangsschachtes. Dieses Vorgehen birgt logistische Vorteile sowie die Möglichkeit, die Arbeiten ohne Verkehrseinschränkungen am Tag durchzuführen. Anfang 2021 wurde dafür die Installationsfläche eingerichtet und im Frühjahr der Schacht erstellt. Das benötigte Volumen wurde daraufhin ausgehoben, um Platz für die Arbeiten und Gerätschaften im Untergrund zu schaffen. Von unten her erfolgte die Installation der Betonschalungen sowie der Ausbau der Querverbindung. Im August/September 2022 wurde der Schacht aufgefüllt und die Arbeiten abgeschlossen. Der Verkehr wurde lediglich am Ende von einzelnen Nachtsperrungen tangiert, als die Zugänge zwischen Stollen und Strassentunnel erstellt wurden.

Die QV8 während den Bauarbeiten.

5. Inwiefern trägt die QV8 zur Sicherheit bei?

Die Querverbindung stellt im Notfall einen Fluchtweg zur Verfügung und schafft eine Verbindung zu der vom Ereignis nicht betroffenen, zweiten Tunnelröhre. Die QV8 erhöht die Sicherheit somit insbesondere dort, wo sich die beiden parallel verlaufenden Tunnelröhren Schoren trennen, also im Bereich der Verzweigungen auf die A1. Nebst den neuen Fluchtwegen wird der Tunnel im Verlauf des Projekts auch durch neue Betriebs- und Sicherheitstechnik aufgerüstet.

6. Wie weit sind die Arbeiten aktuell fortgeschritten? Wann ist eine Inbetriebnahme geplant?

Das Projekt der QV8 biegt auf die Zielgerade ein. Die Übergabe an das ASTRA konnte diese Woche erfolgen. Im Nachgang werden die technischen Anlagen installiert und getestet. Die endgültige Inbetriebnahme ist auf Anfang 2023 geplant.

7. Was ist von aussen resp. von oben nun zu sehen?

Die Installationsfläche von aussen wird komplett zurückgebaut und der Zugangsschacht aufgefüllt, sodass an der Oberfläche nichts mehr zu sehen ist. Der Boden wird wieder in den ursprünglichen Zustand gebracht und begrünt, sowie der Wald wieder aufgeforstet.

Die QV8 von oben. Nach der Fertigstellung ist nichts mehr zu sehen.

8. «Bauen ab Modell ohne Pläne» funktioniert das also? Sieht so die Zukunft aus?

Der Trend der Digitalisierung ist auch in der Baubranche unaufhaltbar und so finden neue Arbeitsprozesse ihren Weg. Im Vergleich zum Tiefbau werden im Hochbau bereits viele BIM-Projekte realisiert. Grundsätzlich geht es hier aber nicht darum, einen neuen Standard zu etablieren, sondern viel mehr eine Diskussionsgrundlage, eine Basis, zu schaffen, auf der aufgebaut werden kann. Es ist immer schwierig, in der Theorie über Prozesse und Methoden zu sprechen. Nun gibt es ein Bauwerk, das als digitales Abbild sowie als fertiges, realistisches Bauwerk daherkommt – und die Potenziale für digitale, durchgängige und dadurch verständlichere Infrastrukturbauten aufzeigt.

Weitere Informationen:

ASTRA-Blog: Eine Baustelle mit Modellcharakter

Newsletter «Integral», Basler & Hofmann, September 2021

Im Gespräch mit...

BIM-Koordinator Beat Bircher, Projektleiter Strassentunnel bei Basler & Hofmann.

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