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Das unsichtbare Leben der Autobahntechnik

Für die Verkehrsteilnehmenden bleibt sie meist im Verborgenen. Doch ohne die Betriebs- und Sicherheitstechnik fliesst kein Verkehr auf der Nationalstrasse. Ein Blick hinter die Kulissen.

Die Anfahrt zur Betriebszentrale über enge Waldstrassen fühlt sich ein bisschen an wie im Agententhriller. Es geht bergauf und bergab, plötzlich taucht mitten im Wald eine Ampel auf. Nach einer letzten engen Haarnadelkurve stehen wir vor einem hohen Gitterzaun. Rechts dahinter sehen wir die beiden Lüftungskamine des Rosenbergtunnels, links führt der Weg zum Eingang der 1987 erbauten Betriebszentrale Hätteren. Darunter rauscht der Verkehr auf der A1.

So schwierig die Betriebszentrale Hätteren beim Westportal des Rosenbergtunnels zu erreichen ist, so wenig weiss man über die Betriebs- und Sicherheitsausrüstungen (BSA) der Schweizer Autobahnen. Dabei wird über diese elektrotechnischen Anlagen als wesentlicher Bestandteil jeder Autobahn der Verkehr gesteuert. Bei der Instandstellung der 35 Jahre alten Stadtautobahn St.Gallen macht die Erneuerung der BSA-Anlagen fast einen Viertel der gesamten Sanierungskosten aus. Das Spektrum der Anlagen reicht von der Lüftung über die Mittelspannung bis zum Kommunikationsnetzwerk.

BSA-Arbeiten in den Betriebszentralen
Im Fokus der Instandsetzung auf dem über zehn Kilometer langen Abschnitt der Autobahn A1 stehen neben vier Autobahnanschlüssen und vier Tunneln diverse Brücken, Viadukte und Galerien sowie die Belagserneuerung. Diese Arbeiten sind zumeist gut sichtbar für Verkehrsteilnehmende und Anwohnende. Die Arbeiten für die BSA finden dagegen zum Grossteil in den acht über die ganze Strecke verteilten Betriebszentralen statt.

Bei der Betriebszentrale Hätteren am Westportal des Rosenbergtunnels fällt der Mittelspannungscontainer in der Grösse eines Minihauses auf. Er ist ebenso provisorisch wie die vielen Stromkabel, die von ihm weg zum Eingang der Betriebszentrale führen. Erstellt wurde der Container 2016, im Einsatz stehen soll er bis 2027. Während dieser Zeit müssen redundante technische Leistungen im Provisorium ausserhalb der zu engen Betriebszentralen erbracht werden, damit die Lüftung und Stromversorgung im Tunnel immer gewährleistet bleibt.

Dachrinnenheizung gegen Eiszapfenbildung
BSA-Projektleiter Bendik Eeg weist auf spannende Details wie die Dachrinnenheizung hin. Diese ist nötig, damit sich dort bei Minustemperaturen keine Eiszapfen bilden, die auf die Fahrbahn fallen könnten.

Nach dem schmalen Eingangsbereich erstaunen die Dimensionen der Betriebszentrale im unteren Stockwerk. Während das mächtige blaue Zuluft-Bauwerk nicht mehr in Betrieb ist, wird das rote Abluftrohr regelmässig getestet. Es muss im Brandfall den Rauch aus dem Rosenbergtunnel möglichst schnell über die Lüftungskamine ins Freie bringen. Die Versorgung mit frischer Luft wird seit Frühling 2022 von neuen, leistungsfähigen Strahllüftungsventilatoren übernommen, die an der Tunneldecke montiert sind.

Das grosse Abluftrohr in der Betriebszentrale Hätteren.

Neue Betriebszentrale unter Olma Halle
Die neu erstellte Betriebszentrale unter der gerade im Bau befindlichen neuen Olma Halle am anderen Ende des Rosenbergtunnels steht zwar mitten in der Stadt, der Eingang ist aber fast genauso gut versteckt. Sie weist ganz andere Dimensionen als die ältere Hätteren-Zentrale im Wald auf. Hier wurde von Anfang an die Hälfte des Platzes für die nächste Generation Schaltschränke eingeplant, damit dereinst beim Einbau in 30 Jahren bereits genügend Raum für den Aufbau der dann neuesten technischen BSA-Ausrüstung vorhanden ist.

Steuerungssysteme für BSA-Anlagen im Rosenbergtunnel.

Auch in der Tunnelzentrale Olma wirken die technischen Einrichtungen auf den ersten Blick wenig aufregend. Wenn die Fachspezialisten über die Adaptionsbeleuchtung informieren, wird die Faszination für die technischen Details des Projekts jedoch fassbar. Diese Lampen passen sich dem Aussenlicht an, so dass die Verkehrsteilnehmenden vom Tunnellicht am Eingang nicht zu stark geblendet werden. Eindrücklich ist der Batterieraum, der eine unterbruchsfreie Stromversorgung von mindestens einer Stunde garantiert, sollte das reguläre Stromnetz einmal kurzfristig ausfallen. Aus Sicherheitsgründen wird neben der Luftströmung im Tunnel auch die Sichttrübung ständig gemessen, um einen Brandfall so früh wie möglich zu erkennen.

Gleich wie bei der Zentrale Hätteren werden all die Arbeiten weitgehend unbemerkt geleistet – im Dienste und zur Sicherheit der Verkehrsteilnehmenden, die wenige Meter unter den Zentralen durch den Rosenbergtunnel rauschen.

Was ist BSA?

BSA ist die Abkürzung für Betriebs- und Sicherheitsausrüstung. Alle elektrotechnischen Anlagen, die auf einem Autobahnabschnitt installiert werden, zählen zur BSA. Dazu gehören unter anderem das Licht und die Lüftung in einem Tunnel. Auch die Verkehrslenkung und die Signalisation sind Teil davon. Die Signale können beispielsweise so umgestellt werden, damit bei einem Ereignis eine Spur gesperrt werden kann und der Verkehr mittels signalisierten Ausweichspuren am Unfall vorbeigelenkt wird.

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