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Die Alpensegler im Sitterviadukt

Das Sitterviadukt bietet in den Brutmonaten ein Zuhause für eine der grössten Alpensegler-Kolonien der Schweiz. Während die Vögel die Wintermonate in Afrika verbringen, finden im Brückenkasten Arbeiten statt. Die Nester werden bis zu ihrer Rückkehr zwischengelagert.


Ein Spaziergang im Jahr 1995 macht Daniel Lieberherr zur offiziellen Betreuungsperson einer der grössten Alpensegler-Kolonien der Schweiz. Auf dem Veloweg unter dem Sitterviadukt beobachtet er, wie Vögel an den Brückenkörper fliegen und durch Öffnungen darin verschwinden. Zusammen mit Mitarbeitenden des Stützpunktes Neudorf und später im Auftrag der Stadt St.Gallen übernimmt er fortan Aufgaben, um den Fortbestand der Kolonie zu sichern und zu fördern. Eine jährliche Bestandsaufnahme sowie Reinigungsarbeiten zur Vermeidung einer Ausbreitung von Krankheiten und Parasiten sind Teil seiner Arbeit.


Alpensegler-Küken in ihrem Nest. 

Rund 120 Nester zählt die Kolonie, die in St.Gallen für die Brutmonate ein Zuhause gefunden hat. Im Winter befinden sich die Tiere im westlichen Afrika. Somit können Instandsetzungsarbeiten im Sitterviadukt durchgeführt werden, ohne die Vögel zu stören. Sicherheitshalber werden die Nester der knapp 20 cm grossen Tiere durch die Umweltbaubegleitung CSD Ingenieure eingesammelt und bis zum Abschluss der Arbeiten – und vor der Rückkehr der Segler – vor Schmutz geschützt, zwischengelagert und schliesslich rechtzeitig an ihrem ursprünglichen Ort angebracht.

Ein Lageplan, den Daniel Lieberherr jährlich erstellt, dient der Orientierung und sorgt dafür, dass sich alle Nester wieder am richtigen Platz befinden. Zudem bietet sich jetzt die Gelegenheit, weitere Massnahmen zum Schutz der Tiere umzusetzen, so beispielweise das Anbringen von Gittern an Öffnungen, an denen sich die Tiere verletzen könnten oder auch das Bohren weiterer Zugänge. Denn Platz habe es im Sitterviadukt noch viel und das Potenzial für die Entwicklung der Alpensegler-Kolonie sei noch lange nicht ausgeschöpft, so Lieberherr.

Auf einem Plan wird die Lage der Nester festgehalten. 

Ramona Sieber von der Firma CSD Ingenieure macht die Nester ausfindig.

Die eigenen vier  Wände

Das St.Galler Viadukt befindet sich in rund 60 Metern Höhe und bietet eine ideale An- und Abflugbahn für die Tiere. An der Unterseite der Brückensektoren befinden sich seit dem Bau rund 10 cm grosse Löcher und vergitterte Lüftungsöffnungen, durch welche die Alpensegler ein- und ausfliegen. Gleich neben den Öffnungen bauen und pflegen sie ihr tellerförmiges Nest, das Jahr für Jahr wieder benützt wird. Die Nester bestehen aus Federn und den unterschiedlichsten Materialien (alles im Flug gesammelt) und werden mit Speichel verklebt.

Die Nester der Alpensegler bestehen aus unterschiedlichen Materialien.

Das Viadukt bietet für die Tiere und ihre Nester trockene sowie kühle Bedingungen. Wo vor 27 Jahren weniger als zehn Jungvögel gezählt wurden, waren es im letzten Jahr 250. Alpensegler teilen sich dabei auch gerne einen Brückenbereich mit anderen Brutpaaren. Liegen die Nester jedoch nahe beieinander, steigt das Risiko einer Verbreitung von Parasiten und Krankheitserregern.

Willkommen daheim!

Rechtzeitig zur Paarungszeit zieht es die Tiere im April zurück nach St.Gallen. Die Vögel kehren dabei immer wieder zurück an ihren angestammten Brutplatz – und legen damit ihre einzige Flugpause ein. Abgesehen von der Brutzeit verbringen die Tiere fast ihr ganzes Leben in der Luft, auch im Schlaf. Zurück an ihrem Brutort starten sie die Vorbereitung für den nächsten Nachwuchs, der zwischen Mai und Juni, bei Spätbruten auch zwischen Juli und August, schlüpft. Das bedeutet für Ramona Sieber und ihr Team, dass im Februar/März 2023 die Vogelnester an ihren ursprünglichen Platz gebracht werden. Dort sorgt ein schadstofffreier Silikonkleber für den Halt der kleinen Nester. «Die Alpensegler sollten von dem ganzen Hin und Her nichts mitkriegen. Sie finden ihre Nester so vor, wie sie sie verlassen haben. Zur Sicherheit werden wir nach einigen Wochen Kontrollen vornehmen», so Sieber.

Die Nester werden eingesammelt und vor Staub und Dreck geschützt.

Tier- und Umweltschutz auf Nationalstrassen

Der Umweltschutz spielt bei Nationalstrassenprojekten eine wichtige Rolle. Seien dies Grünflächen, die zur Biodiversität beitragen, der Tierschutz, das Bereinigen von Abwasser und der Schutz von Grundwasser. Die Planung und Realisierung von Projekten legt sich auf unterschiedliche Bedürfnisse aus. Zur fachlichen Unterstützung während aller Projektphasen zu haben wird das ASTRA durch eine Umweltbaubegleitung unterstützt. So beispielsweise durch Ramona Sieber von CSD Ingenieure, die das Projekt Instandsetzung Stadtautobahn begleitet und wichtige Überwachungs- und Kontrollaufgaben übernimmt – und für die Alpensegler-Population im Sitterviadukt zuständig ist.

Im Gespräch mit...

Ramona Sieber, Umweltbaubegleitung CSD Ingenieure

&

Daniel Lieberherr, Betreuungsperson Alpensegler-Population im Auftrag der Stadt St. Gallen

Die Alpensegler

© Martin Roost
Grösse: 20-23 cm, Flügelspannweite 51-58 cm
Merkmal: Braunes Federkleid, weise Kehle und Bauch, braunes Brustband,
Lebensraum: Felswände, hohe Gebäude wie Kirchentürme, Schulen oder Brücken, Langstreckenzieher: Westafrika
Brut: 2-3 Eier, nutzen gerne bestehende Nester, führen saisonale Dauerehen
Nahrung: fliegende und schwebende Kleintiere, Spinnen
Spezielle Eigenschaften: Die Segler benutzen Ihre Füsse kaum und verbringen den grössten Teil ihres Lebens in der Luft, sie schlafen und essen in der Höhe und kehren nur zur Brutzeit an ihren gewohnten Nistplatz zurück.
Flugroute: 
© Schweizerische Vogelwarte Sempach

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